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Besuch bei Propain Bikes

Es ist schon ein etwas seltsames Gefühl, gleich mehrere dieser großen, violetten 500 € Scheine in einem kleinen und unscheinbaren Briefumschlag mit sich herumzuschleppen. Der Bankbesuch am Tag zuvor geht einem nochmal durch den Kopf. „Wie? Für WAS brauchen Sie das Geld?“ – Unverständnis bei der Bankangestellten. Zugegeben, für die meisten Zeitgenossen klingt es nur allzu absurd, sich ein Rad zu kaufen, für das man vielleicht auch einen ordentlichen, gebrauchten Fiat Punto hätte bekommen können. Aber gut, nach längeren Überlegungen, dann aber einer hau-ruck-artigen Aktion habe ich das Rad vor ein paar Wochen bestellt und befinde mich jetzt auf dem Weg nach Ravensburg.

Links neben mir sitzt Franz, mein Vater und Fahrer des Transportmittels für das neue Bike. Phil vorm Propain GebäudeZu meiner Rechten Joshua, Bikebuddy, der mich erst auf die Idee gebracht hat, jetzt einen Teil meiner Ersparnisse in der Jackentasche mit mir herumzuführen. Daher geht auch alle paar Minuten ein prüfender Griff in die Innentasche um sicher zu gehen, dass sich mein Teil des Tauschgeschäfts noch an Ort und Stelle befindet.  Nach einer guten Stunde ist die Fahrt im freitäglichen Verkehr von Ulm nach Ravensburg vorüber und wir stehen in einem unscheinbaren Industriegebiet. Dodge RAMNicht zu übersehen ist jedoch das große Schaufenster, das zwar keinen Blick in das Innere freigibt, jedoch von oben bis unten mit leuchtend blauen Propain Aufklebern beklebt ist. Direkt davor parkt ein nicht weniger unauffälliger Dodge Ram auf dem ebenfalls das Firmenlogo prangt.Aschenbecher Etwas ratlos treten wir an die einzige sichtbare Tür des Gebäudes, als unser Blick auf einen abgesägten Downhillrahmen fällt, der als Aschenbecher umfunktioniert wurde.  Meine düstere Vorahnung gleich eine versperrte Tür öffnen zu wollen bewahrheitet sich glücklicherweise nicht. Dennoch stehen wir verdutzt in einer Halle, die von unten bis oben mit Kartons vollgestellt zu sein scheint. Dann steht plötzlich jemand vor uns und fragt freundlich ob er uns helfen könne. „Klar, wir wollten eigentlich in euer Ladengeschäft und sind jetzt aber fälschlicherweise hier gelandet“, versuche ich zu erklären. „Ich bin der Andi, und ein Ladengeschäft haben wir nicht“, lacht unser Gegenüber. „Du willst dein Bike abholen?“, fragt Andi und gibt uns allen die Hand. Nachdem auch wir uns vorgestellt haben verschwindet Andi nach einem kurzen „wartet, ich hole es geschwind‘“ wieder in den Gängen. Nun schauen wir uns etwas verdutzt um, denn mit so etwas hatten wir nicht gerechnet. Sind aber gleichzeitig überwältigt, als wir etwas weiter hinten einen Montagebereich und einige Bikes entdecken. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht stehen brandneue Tyees, Rages und Yumas in allen erdenklichen Farben bereit um verschickt oder abgeholt zu werden.

Dat DingZeit um sich in Ruhe umzusehen bleibt keine, denn Andi taucht schon wieder auf und balanciert mein neues Bike auf dem Hinterrad zwischen den Kartons hindurch. Wir staunen nicht schlecht, als es dann in leuchtrot vor uns steht und wir davon fast geblendet werden. „Jaja, normalerweise verkaufen wir Sonnenbrillen dazu“, tönt es von hinten und wir drehen uns um. „Ich bin David, schön dass ihr hier seid“, stellt sich der Geschäftsführer David Assfalg vor. Er steht mit einem Zettel vor mir und überfliegt nochmal kurz die Details. Währenddessen kramt Andi in einem der Regale noch die passenden Pedale hervor und schraubt mir diese an mein neues Bike. Josh und Phil mit neuem TyeeDann drücke ich David die vereinbarte Summe an Papierscheinen in die Hand und er quittiert es mit einem „da sollte ich heute aber doch noch zur Bank“. Nachdem er sich von unserer Zufriedenheit überzeugt hat ist er auch schon wieder auf dem Weg nach draußen um sich, seinen Fotografen und eine Neuentwicklung mit seinem Dodge Ram an eine geeignete Fotolocation zu bringen. Andi öffnet uns noch die Tür und wünscht zum Abschied „ordentlich Spaß mit dem neuen Teil“. Der wird kommen. Garantiert!

 

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